Es muss passen? Auch die Digitalisierung. Eine Qualifizierung der Passung hat deshalb oberste Priorität. Doch selbst wenn alles passend erscheint, muss es dies immer noch nicht, denn es gibt Unwägbarkeiten, die so komplex sind, dass sie auf den ersten Blick nicht erkennbar sind. Zum Beispiel Wirkungen, die erst in der Zukunft im Zusammenhang mit neuen Umständen zu Tage treten.
In unserem aktuellen Newsletter schrieben wir über die Disruption der Computerbranche. Der Begriff „Disruptive Technologies“ wurde 1995 von Clayton M. Christensen geprägt. Den Artikel über die Disruptive Technologies nannte er „Catching the Wave“ oder etwas salopp in Deutsch „Erwische die Welle“. In eine Welle zu springen war noch nie einfach, auch hier sind eine Menge Unwägbarkeiten zu beachten. Wellenreiter müssen eine sehr gute Balancefähigkeit und Stabilität mit sich bringen, das ist nicht für jeden etwas. Aber diesmal bleibt der deutschen Industrie keine andere Wahl.
Halbherzige Versuche
Viele werden versuchen, durch teilweise Anpassung die Welle zu erreichen. Wir erwähnten im Newsletter die Katastrophe der Druckindustrie in den 80er. Von der analogen Bearbeitung der Druckvorlagen die disruptive Entwicklung zur computergesteuerten Aufbereitung. Tausende verloren Job und Perspektive und das trotz dem einige Unternehmen hastig investierten. Ich erinnere mich an einen Zulieferer unserer damaligen Druckerei, das sich Reprostudio 13 nannte. Man war gezwungen auf Computer umzustellen und investierte ziemlich übereilt. Am Tage seines Besuches wurde gerade der erste computergesteuerte Trommelscanner angeliefert, ein Ungetüm von 5 Metern Länge. Die Außenwände mussten aufgebrochen werden, um das eine halbe Millionen D-Mark Monster in das Studio zu bekommen. Großes Staunen und alle standen um die Maschine und bewunderten den riesigen Glaszylinder im Inneren. Was für Möglichkeiten für das Studio!?
Doch es war zu spät und falsch investiert, das Studio musste ein Jahr später schließen. Die Entwicklung war zu schnell für diese Garde der alten Reprofachleute. Sie waren zu wenig vorbereitet und nicht offen genug für frühzeitigere zielführende Anpassungen.
Ganzheitliches Veränderungsmanagement ist nach wie vor kaum vorhanden. Dass Veränderungen durch kleine Schritte eingeleitet werden können und nicht unbedingt immer ein riesiger Maßnahmen-Katalog nötig sein muss, scheint vielen nicht bewusst zu sein. Die Strategie der kleinen Fleißschritte ist überaus hilfreich bei Änderungsplänen (dazu mehr in einem späteren Newsletter).
Wir hätten lernen können, etablierte Fachleute sahen die disruptiven Auswirkungen nicht nur kommen, sondern hatten erste Beweise in anderen Industrien oder anderen Teilen der Welt. Die USA hatte denselben Crash 5 Jahre zuvor.
Ein Shift ist immer Total – sonst ist es kein Shift
Heute stehen wir vor demselben Problem in Bezug auf die Digitalisierung. An den Schnittstellen, die bisher analog von Hand gemacht wurden, werden in kurzer Zeit durch Technologie ersetzt, die nur von neuen Spezialisten oder Fachleuten, die dazu gelernt haben, verstanden werden. Wieder liegen wir als Deutsche hinter der technologischen Entwicklung. Viele Unternehmen lassen sich verleiten, schnell die teure Technik einzukaufen und werden sicherlich überrascht sein, dass dies pure Verschwendung ist.
Die Digitalisierung ist eine echte Disruption und verlangt nicht nur ein Umdenken in Bezug auf Anpassung oder Erweiterung, sondern ist eine Herausforderung sich selbst neu zu erfinden. Das bedeutet eben nicht einkaufen, sondern zuerst einmal Denk- und Kreativarbeit.
Die Passung für die Zukunft muss heute qualifiziert werden
Vorausdenkende Maßnahmen sind bei Vorständen und Geschäftsführern oder anderen verantwortlichen Instanzen, die am schwersten durchzusetzenden Aufwendungen. Wer will denn in Ungewissheit investieren? Wird es denn wirklich so schlimm? Wir können das schon überstehen. Das geht auch ohne so grundlegende Anpassungen: „Lassen Sie uns diese Digitalisierung einfach kaufen“.
Stoppen Sie das sofort, wenn Sie an dieser Stelle sind. Kaufen Sie keine neue IT Anlagen. Wiederholen Sie niemals die Fehler voriger Disruptionen. Es gibt einen sanften Weg zur Digitalisierung, der weitaus sinnvoller ist und dieser besteht im Grunde aus vier Schritten:
- Der Reflexion
- Der Observation
- Szenarien
- Implementation
Wir werden die nächsten Blogs diesen Schritten widmen und fangen mit dem ersten Schritt, der Reflexion, an.
Die Reflexion über die eigene Sachlage
Am Anfang einer jeder Reflexion, also der Beschäftigung mit sich selbst, steht ein Stopp. Niemand kann sich selbst im Laufen beobachten. Auch wenn Sie denken, im Laufen gute Entscheidungen zu treffen, trifft dies nur für Bereiche zu, die vorher schon alle Schritte durchlaufen haben. Jemand der durch die Digitalisierung mitten in einer Herausforderung steht, braucht ebenfalls diesen Stopp.
Genau wie bei den Reprographie-Studios können vorschnelle Entscheidungen einer Investition an der falschen Stelle ansetzen und Ressourcen und Aufwand verbrauchen, der nachher an der tatsächlich wichtigen Stelle fehlt. Ein genaueres Hinschauen auf die tatsächlichen Wirkungen der stattfindenden Prozesse, deren Bedeutsamkeit, sowie die bestehende Priorität für die Sicherung des ganzen Workflows ist zum Beispiel ein Parameter. Was wäre, wenn der oder jener Prozess ausfiele, was würde passieren, wie kann der Workflow garantiert werden, wie kann das gestaltet werden. Eventuell ganz anders als vorgestellt?
Disruption arbeitet mit Lücken, indem sie neue Lösungen für Lücken bietet. 1977 hatte der Deutsche Andreas Pavel ein Gerät entwickelt: „körpergebundene Kleinanlage für hochwertige Wiedergabe von Hörereignissen“ und zum Patent angemeldet. Sony als offizieller Erfinder des Walkman hatte 2004 das Patent von Pavel nach langem Rechtsstreit anerkannt. Pavel hatte schon vor dem Erscheinen des ersten Walkmans 1979, im Jahre 1976 in Düsseldorf die Idee und Pläne Vertretern der Firmen Philips und Sony vorgelegt, doch die lehnten damals ab. Seine persönliche Geschichte ist dramatisch verlaufen, aber die Geschichte des Walkmans ist eine Geschichte der Disruption.
Der Walkman, das erste Musikliefernde mobile Gerät wurde in die Lücke zwischen laufen (körpergebunden) und Musik (Kleinanlage) hören, hinein kreiert. Doch dazu musste Musikhören neu erfunden werden und das Laufen exakt untersucht werden. Fachleute sagten, dass die technologischen Voraussetzungen schon seit 1972 bekannt waren, aber keiner kam auf die Idee. Da keiner die Lücke zwischen Laufen und Musikgenuss so betrachtete wie Pavel, nämlich mit der Perspektive, dass es dafür eine Lösung geben muss. Heute ist uns dies selbstverständlich, und jedem einleuchtend. Deswegen braucht es:
Mut zur Lücke
Dazu benötigte es das Durchdenken der bestehenden Prozesse und Workflows. Die ganze Wertschöpfungskette muss dabei detailliert auf dem Seziertisch liegen. Perspektiven von allen Seiten und Dimensionen sowie aller möglichen einwirkenden Maßnahmen eröffnen die Sicht auf Lücken. Diese Lücken sind dann die Ansatzpunkte für eine eigene entwickelte Disruption bei der Digitalisierung.
Diese Sezierung ist jedoch ohne äußere Hilfe nicht möglich, Sie brauchen einen Spiegel dazu. Hier ist unabhängige Beratung unabdingbar.
Dafür gibt es das Kompendium an Kompetenz:
MANAGER INSTITUT – MANAGER University – PROTRANET
Drei starke Säulen, die Ihre Disruption hervorragend unterstützen können und Ihnen mit „Kompetenzen für die Wirtschaft“ eine Quelle bieten, jeglicher Disruption zuvor zu kommen.
Unsere Berater wissen was diese historische Schwelle für Sie als Unternehmen bedeutet und Sie sind mit Ihren Fragen bei uns genau richtig. Rufen Sie uns an unter 0800 3400311.
Ihr O.H.
Quellen
Pavel 1977: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13682292.html
Die weiteren Schritte erfahren Sie in einer Beratung bei uns und einen kurzen Anriss darüber in den nächsten Newsletter und Blogs.