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Usability versus intuitive Führung

Ist dies ein Gegensatz? Von der Perspektive eines IT-Fachmannes aus sicher nicht. Doch wissen wir heute weitaus mehr über intuitive Führung als noch vor Jahren. Da die Neurowissenschaft im Bereich der Erforschung der „Intuition“ erhebliche Fortschritte gemacht hat, wäre eine nachträgliche Feinjustierung der sogenannten „intuitiven Führung“ längst überfällig. Doch die Wirklichkeit sieht wieder einmal ganz anders aus.

Die Bediener-Oberflächen von den meisten Programmen sind noch angelehnt an die Erkenntnisse aus dem vorigen Jahrtausend. Viele der Programmierer lernten zwar alles über objektorientierte Programmierung, aber wendeten Ihre jeweils eigene Perspektive auch auf die Bedieneroberflächen an. Natürlich gibt es heute Usability-Agenturen, Spezialisten für Usability und User Experience die User-Centered Design anbieten und den Nutzer in den Mittelpunkt der Entwicklung stellen möchten. Für viele neu zu entwickelnde Softwareapps sicherlich der richtige Weg, was aber mit den Hundertausenden von Anwendungen, die seit 20 bis 30 Jahren in den Unternehmen Stück für Stück zusammengestückelt wurden? Dessen Menge und Zusammenspiel sozusagen organisch gewachsen sind. Die in vielen Unternehmen eine Migration äußerst schwierig macht und von manchen Unternehmen gerade aus Ängsten vor Komplikationen sogar abgelehnt werden.

Die Wirklichkeit ist mehr analog als digital

Arbeiten also einige hundertausende User an UX Terminals, die eigentlich veraltet sind? Sind dort umständliche Dateneingaben und vertrackte Menüführungen die normale Usererfahrung.
Tatsächlich entspricht dies der Realität und wenn es dazu noch keine Studien gibt, so lohnt sich doch einmal die Betrachtung aus der betriebswirtschaftlichen Sicht. Zum Vergleich haben wir moderne, zwar webbasierte Apps, aber dies spielt für die Einschätzung keine Rolle, egal wo das Programm läuft, eine Userschnittstelle steht immer an der Peripherie zum Anwender. Die vergleichbaren neueren also modernen Anwendungen wurden in den meisten Fällen von jungen Startups entwickelt, mit dem Zweck eine bestimmte, dem Menschen bisher lästige Tätigkeit mit abkürzenden Routinen zu erleichtern. Eine Domäne dabei sind die ERP, welche betriebliche Abläufe an der Oberfläche nachbilden und die Daten im Hintergrund sinnvoll und zu einer auswertungsorientierten Matrix verknüpfen. Hier war man bereits einen Schritt weiter, weil man ja ganz neu anfangen konnte, die Programmierer meist verbandelt mit jungen Marketingstrategen sind der echten intuitiven Schnittstelle schon ein ganz schönes Stück näher gekommen.

Die Verschwendung von Ressourcen

Vergleicht man nun den Workflow mit dem nicht vorhandenen Flow der alten programmatischen Schnittstellen, erkennt man mit Leichtigkeit die verschwendeten Ressourcen. Ein Beispiel aus der Kundenwelt kann dies verdeutlichen. In einer Hotline einer deutschlandweit tätigen Non Profit Organisation müssen Termine, Kundendaten, Maßnahmen und Anforderungen derer Aktualität ständig abgeglichen werden. Eine extreme Situation, in der 50 Mitarbeiter im Schnitt 20 Fälle pro Stunde abarbeiten. Der Druck ist immens, da die Menüführung und der Zugang zu den Datenfeldern jedes Mal ein intuitives Handeln erfordert, was allerdings jenseits jeder tatsächlichen Intuition zu finden ist und zwar nur in dem Kopf des ehemaligen Programmierers. Die Fluktuation der Mitarbeiter ist entsprechend hoch und jedes Update scheint die Situation noch zu verschärfen. Eine tatsächlich intuitive Benutzerführung kam nie zustande, da man ja davon ausging, dass die Programmierer ja schon wüssten, was „intuitive Führung“ bedeutet. Die Mehrkosten in diesem System gehen in die hundertausende Euros und werden auch weiter so verschwendet werden. Denn eines haben sich die alten Programme auf die Fahne geschrieben: „never touch a running system“. Der volkswirtschaftliche Schaden durch veraltete Programme und Benutzerführung geht europaweit in die Milliarden.

Was ist intuitive Führung

Es wird also Zeit, sich „intuitive Führung“ genauer anzuschauen, denn die Ergebnisse der Neuroforschung bestätigen vor allem den falschen Weg, den man bisher gegangen ist. Der Mensch denkt und handelt auch in der Intuition assoziativ und nicht in Sprüngen, wie das Programmierer so gerne tun.
Der normale Mensch sucht sich in der Regel nicht etwas sprunghaft aus, meist sind tiefgehende Prozesse bereits mit den nächsten Schritten beschäftigt. Intuitiv bewegen wir uns, sehr einfach ausgedrückt, schon in der Zukunft. In der Neuroforschung sah dies zum Beispiel so aus, dass sich in den intuitiv arbeitenden Anteilen des Gehirnes, dem limbischen System, bereits die Dinge abzeichneten die sie wählen werden. Also bevor im Neocortex, im Bereich des Assoziationscortex sich zum Beispiel die Entscheidung bewusst im Denken heranbildet, hat das limbisches System schon entschieden, die „rote Flasche“ muss es sein. Die Intuition ist also viel schneller als das Denken,
Die Erforschung der Intuition ist noch nicht abgeschlossen, aber bereits heute wissen wir, dass wir bestimmten Grundgesetzen bei der Intuition folgen. Was es dabei nicht gibt, sind Sprünge von einem Menübereich in einen anderen oder unsichtbare verschachtelte Datenfelder.

Ist Fragmentierung kontraproduktiv?

Schauen wir uns die moderne Entwicklung, die momentan stattfindet an, weist diese allerdings auch einen Sprung auf. Programmierer werden für immer kleinere Teile eines Programmes herangezogen und die User-Schnittstelle wird sogenannten Experten überlassen. In der Hirnforschung haben wir ein gutes Modell als Vorlage, selbst bis in die kleinsten Strukturen der Synapsen, Neuronen und Dendriten folgen die Signalwege einer Formel die da heißt „form follows function“. Bisherige Programmdesigner haben uns über viele Jahre die Form vorgeschrieben und verlangten dann von uns Usern, dass wir in den Funktionen dieser Form gehorchten. Für den programmatisch denkenden Entwickler der scheinbar leichte Weg für viele hunderttausende von Anwendungen. Genau betrachtet sind diese zwar in sich vielleicht sinnvoll, aber dennoch im Grunde menschenfeindlich.
Programmentwickler und Programm-Designer müssen und sollten hier ihr Wissen, die Rituale einer Umsetzung auf den Prüfstand stellen und sich mit dem tatsächlich intuitiven Verhalten von Menschen beschäftigen. Moderne User Experience ist die Beschäftigung, zuerst mit der Funktion und zwar im Zusammenspiel mit Sinngebung und Workflow, dann erst wird die Form um den „Kern des User-Verhaltens“ geschneidert und gekleidet.
Soll nun eine Anwendung tatsächlich nachhaltig und ganzheitlich im Workflow optimal arbeiten, sollte auch der kleinste Teil einer Programmierung dem Ansatz folgen.

User-Centered Design, UX Testing & User Research sind die Begriffe, denen sich alle Entwickler stellen müssen und die Vernetzung untereinander wird immer mehr von zentraler Bedeutung werden.

Den Rest lernen Sie bei uns, Programmtechniken oder Sprachen, Netzwerkhandling oder Entwicklung. Beim Angebot von PROTRANET folgen wir ebenfalls der Maxime, dass die Funktionen wichtiger sind als die Form. Eine gelungene Nachbildung einer Funktion ist die Grundlage jeden Erfolges, aber dazu gehört das Handwerkszeug, um überhaupt in die Lage versetzt zu werden, diese Nachbildungen zu meistern.